Immer wieder ein heißes Eisen – die Hotelsterne. Diesmal sorgen sie in Frankreich für Aufregung. Eine neue Art der Hotelklassifizierung sieht vor, dass die Sternevergabe nun in privater Hand liegt und die Hoteliers dafür zahlen müssen. Trotz Strafandrohung sind erst 8.000 der 20.000 Hotel neu klassifiziert. Weiterlesen auf orf.at

Abseits des Vorgangs der Klassifizierung sind die Hotelsterne ein spannendes Thema.

Immer mehr Hotels und auch Hotelketten entscheiden sich gegen eine Sterneklassifizierung. Startet man eine Pro und Kontra Liste könnte diese wie folgt aussehen:

PRO:

  • Sterne bieten Orientierung für die Entscheidung. Das ist sicherlich DER bedeutendste Aspekt von Hotelsternen.
  • Der zu erwartende Qualitätslevel ist für die Gäste auf einen Blick ersichtlich.
  • Sterne implizieren ein Preis-Leistungsversprechen.
  • Es gibt festgelegte Kriterien zur Orientierung für Hoteliers und Gäste –> siehe Richtlinien Ö.
  • International werden auch Hotelsterne eingesetzt und demnach (oberflächlich betrachtet) führen die Sterne  zu einer internationalen Vergleichbarkeit.
  • Eine hohe Anzahl von Hotelsternen bietet für den Gast und für den Hotelier / die Hotelière Prestige. Hierzu ein spannender Beitrag von Dr. Franz Hartl ÖHT zu den Prestige Faktor bei Hoteliers – weiterlesen.
  • Gäste haben tw. die Möglichkeit bei minderer Qualität, einen Teil des Reisepreises zurückzubekommen.

 

CONTRA:

  • Diskrepanzen zwischen den Sternestandards der Länder sind (zu) groß –> demnach führen TourOperater gerne auch eigene Kategorien ein, z.B. Neckermann mit den N´s statt Sternen. Tw. ist eine Vereinheitlung auch nicht machbar, weil die Anforderungen der Länder historisch gewachsen sind und ein Teil der Nationalmentalität ausmachen z.B. „Ein Vergleich zwischen den Sternen verschiedener Ländern ist dementsprechend eigentlich nicht möglich. In vielen Fällen wäre das auch gar nicht sinnvoll. So legen zum Beispiel Südeuropäer wesentlich weniger Wert auf die Länge des Betts als Nordeuropäer, Franzosen erwarten ein Bidet im Zimmer. Amerikaner legen darauf keinen Wert, bei ihnen geht es nicht ohne Eismaschine. In der Karibik haben Zimmer vielleicht gar keine Wände, was in Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit wäre.weiterlesen
  • Obwohl die Sterne objektiv anmuten, sind manche Kriterien der subjektiven Meinung des Prüfers untergeordnet z.B.  „Alle Einrichtungen und Ausstattungen sind funktionstüchtig, in mangelfreiem Zustand und ohne erkennbaren Renovierungs-/ Investitionsstau“ (eine Mindestanforderung der WKO in allen Kategorien)
  • Die Erwartungen der Gäste werden durch die Sterne in eine bestimmte Richtung gelenkt – ist ein Hotel ein Top-Performer in der Kategorie ist die Zufriedenheit der Gäste hoch und für den nächsten Aufenthalt werden die Erwartungen auch an die anderen Hotels in dieser Kategorie herangetragen – mündet häufig in eine Abwärtsspirale der Zufriedenheit für den Gast, ist ein Hotel ein Under-Performer in der Kategorie, ist die Zufriedenheit schnell im Keller angekommen und es werden schnell bessere Hotels zum Vergleich herangezogen, die ev. gar nicht zum Vergleich geeignet sind z.B. ein 4-Sterne-Ferienhotel mit einem 4-Sterne-Businesshotel in der Stadt.
  • Die Kriterien der Klassifizierung sind manchen Betrieben zu eng, z.B.  5-Sterne Hotel:  WC und Bad getrennt (hat sich seit 2010 geändert), Nähservice, 24 Stunden Zimmerservice, Rezeption im Erdgeschoss für ein 5-Sterne-Hotel, Gästelift zwingend für ein 3-Sterne-Hotel etc. –  deswegen wird immer öfters auf eine Kategorisierung bewusst verzichtet.
  • Größere Hotelketten verzichten auf die Sternekategorisierung, da ihre eigene Hotelmarke schon stark genug am Markt etabliert ist und eigene Spezifika hat z.B. wenn man auf das tägliche Aufräumen im Zimmer verzichtet wird der Zimmerpreis geringer wie im A loft von Starwood.
  • Tw. besteht bei Hotelsternen eine Diskrepanz zwischen Kategorie und Preis, manche Hotels verzichten auf die Sterne, damit sie z.B. einen höheren Preis am Markt erzielen können, als in es ihrer Kategorie marktüblich wäre z.B. Low Budget Design Hotels wie das 25Hours.
  • Es können zu hohe Kosten für die Hoteliers entstehen bei einem nicht geschätzten Angebot von der Zielgruppe wird z.B. 24-Stunden-Roomservice etc.
  • Die Positionierung am Markt/Zielgruppe verläuft konträr zu den Richtlinien der Sterneklassifizierung, Luxushotels ohne TV, Internet etc.
  • Durch die Sternekategorisierung werden auch potenzielle Zielgruppen ausgeschlossen, die zwar bereit wären das Geld in dieser Kategorie zu bezahlen oder das Hotel schön finden, aber die Gäste bleiben ihrer Kategorie treu z.B.  ein 2-Sterne-Hotel entspricht nicht dem gewohnten Standard der Gäste oder 5-Sterne-Hotel ist nur für die Oberschicht.

 

Die Thematik ist nicht schwarz oder weiß, sondern zeigt sich in allen möglichen Grautönen. Für einen Teil der Hotellerie sind Sterne die beste Lösung; für innovative, kreative, verrückte Ideen können Sterne auch im Weg sein.  Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass Hotelsterne eine mächtige  Rolle spielen bei der Hotelwahl und bei der Hotelevaluierung, alles wird im Kontext zu den Sternen und früheren Hotelerfahrungen gesehen. Übrigens 2014 kommen auch neue Kriterien für Hotelsterne nach Österreich (weiterlesen).

Über weitere Beiträge zur PRO und CONTRA Liste freue ich mich.