Fake-Bewertungen im Tourismus habe ich jahrelang unterschätzt. Besonders in Österreich ist mir dieses Phänomen nicht untergekommen. Klar hat jedes Hotel ein paar nette und wohlwollende Bewertungen von Freunden und Familie und man selektiert gerne auch die Gäste, die man für Bewertungen einlädt. Aber im Großen und Ganzen haben sich meine Erwartungen an ein Hotel immer erfüllt. Das sollte sich heuer in Thessaloniki ändern. Ich habe ein tolles Lean Luxury Hotel (Name möchte ich nicht nennen) gebucht: Klein, fein und ganz neu. Soweit das Versprechen. Herrliche Bilder, tolle Bewertungen (Booking über 9, TripAdvisor auch sehr hoch). Bei der Ankunft habe ich mir schon gedacht, da stimmt etwas nicht. Ein „Certificate of Excellence“ von TripAdvisor und eines von Hotels.com, aber die Scores waren nicht gleich hoch, der Unterschied ist mir sofort ins Auge gesprungen. Hotels.com war deutlich schlechter. Am Zimmer war mir dann alles klar, weit weg von Lean Luxury und modern. Es war eine bessere Jugendherberge, obwohl es selbst in dieser Kategorie mittlerweile bessere Hostels gibt. Eine ans Fenster geklebte Spiegelfolie war der Badezimmerspiegel, der Abfluss war am Boden vor dem Waschtisch eingelassen und verströmte einen unangenehmen Geruch – Kläranlage pur. Das angepriesene Frühstück am Zimmer war eine herbe Enttäuschung. Ein Tablett voller Convinience-Ware, lieblos auf den niedrigen Wohnzimmertisch vors Sofa geklatscht. Man konnte nirgends gut sitzen und die Kinder waren völlig überfordert, wie man im Bett isst, dementsprechend klebte das Essen überall auf den Laken. Lean stimmte also, von Luxury konnte jedoch keine Rede sein.

Ich bin überzeugt, dass das Hotel fast alle Bewertungen auf TripAdvisor und Booking gekauft hat. Die Bewertungen sind zu ähnlich, in den meisten wird gutes Service, schönes Design und beste Lage beworben. Bis auf die Lage trifft hier allerdings nichts zu.

Ab ins Paradies – The Excelsior Thessaloniki

Nach diesem Erlebnis beschlossen wir, die Koffer zu packen und ins „The Excelsior“ ein paar Meter weiter zu ziehen. Eine herrliche Wahl. Für 40€ mehr bekamen wir ein echtes Boutique Hotel mit Serviceleistungen und perfektem Frühstück. Eine andere Welt.

Für das „The Excelsior“ ist das andere Hotel zum Geschäftszweig geworden. Wöchentlich packen in die Irre geführte Gäste ihre Koffer und übersiedeln ins Excelsior. What a turn of events.

Was lerne ich als Gast daraus? Den Portalen werde ich in Zukunft mit mehr Misstrauen begegnen.

Was können Hoteliers daraus lernen? Vertrauen ist das Gebot der Stunde, authentisches Marketing wird künftig noch wichtiger werden. Videos sowie Live Videos, Blogbeiträge, Blicke hinter die Kulissen, alles was das Vertrauen stärkt und Authentizität vermittelt werden in Zukunft entscheidend für die Wahl der nächsten Urlaubsunterkunft sein. Eine Realität, der man sich als Hotelier in der heutigen Zeit stellen muss, sofern man langfristige Erfolge anstrebt und nicht nur kurzfristige Buchungen mit unzufriedenen Gästen erzielen möchte. Denn die Gefahr echter Negativ-Bewertungen ist bei Fake-Bewertungen einfach zu hoch. Wir alle wissen, Google & Co lieben Negativ-Bewertungen, die als relevanter eingestuft und daher für gefühlte Ewigkeiten ganz oben in den Ergebnislisten angezeigt werden. So kann eine einzige Negativ-Bewertung unter 99 positiven Reviews über mehrere Monate und bis zu einem Jahr an erster Stelle der Bewertungen stehen. Denn der Algorithmus von Google & Co funktioniert eben genau nach dem Prinzip, dass Fake-Bewertungen durch die erhöhte Relevanz von Negativ-Bewertungen eingedämmt werden sollen. In diesem Sinne sollte man sich besser zweimal überlegen, ob Fake-Bewertungen wirklich ihren Zweck erfüllen. Auf zu mehr Ehrlichkeit und Transparenz auch in den Sozialen Netzwerken!  

|Aufenthalt September 2018 – The Excelisor – Thessaloniki – Griechenland| 
Alles selbst bezahlt.