Ist GRAU eigentlich nur GRAU?

Diese Frage hat  meinen Arbeitskollegen und  mich heute  in eine spannende Diskussion verwickelt. Es ging um das T-Mobile Gebäude von Günther Domenig in Wien. Thomas meinte: „Kennst du das T-Mobile Raumschiff neben der Autobahn, das ist nur grau, da würde ich nicht meine Zeit verbringen wollen und außerdem sind die derzeitigen Architekturströmungen gegen Grün (Bäume, nicht Partei).“

Soweit zur Ausgangslage der Diskussion…

Nach einem einleitenden Satz, dass es keine einheitliche zeitgenössische Architektur gibt und man zwischen vielen Strömungen unterscheiden muss, ging´s ans GRAUE.
Mein Herz hat geblutet, nachdem GRAU  ja nicht so einfach GRAU ist!!! Helle / Dunkle / Gesättigte / Ungesättigte / Kalte  / Warme Grautöne geben ja dem Tag die Melodie und für einen begeisterten Sichtbetonfan, war das schon ein harter Schlag.
Aber Thomas hat schon auch recht, im Endeffekt ist es doch einfach GRAU.
Und Wien im Winter ist Grau in Grau und nicht besonders anziehend.
Also, um es auf den Punkt zu bringen, habe ich den schönen Sichtbeton als Vermittler eingesetzt.
Sichtbeton ist für mich etwas Pures, Schönes, Rauhes, Belassenes („Natur-“ traute ich mich zu sagen), der in Hunderten Grautönen eingesetzt werden kann. Erst durch die Zurückhaltung des Graus kann ein passender Rahmen für andere Farben und Materialien gegeben werden, die sich dann „in Szene“ setzen können.
Thomas Gegenargument war: „Naja, der Estrich ist auch grau, dann braucht man auch keinen Boden.“

Durch dieses Argument habe ich meine Hoffnung an den Nagel gehängt, ihm die Schönheit des Sichtbetons und Grautönen näherbringen zu können, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Betonarten.

Falls sich noch jemand von der Schönheit des Graus oder Sichtbetons überzeugen lassen möchte, poste ich hier noch ein paar Sichtbetonwände aus einem meiner Lieblingshotels und eine graue Therme:

Hotel „An der Lage“ in der Nähe von Graz / Österreich

Das Hotel „An der Lage“ oder „10 Zimmer“ wurde  von den g2plus Architekten 2006 in der Steiermark erbaut. Es zeichnet sich durch viel Sichtbeton und die Mischung von Materialien im Innenleben aus. Erst durch den relativ „puren“ Sichtbeton können das Holz und die Stoffe / Materialien dem Raum Leben entfachen, außerdem wirkt die Natur in diesem Raum besonders stark.

(Bild: An der Lage)

Eine Therme GRAU IN GRAU, so schön, dass ich sie nicht beschreiben kann…
Mein Ratschlag ist – einfach hinfahren und spüren!!!! Die 60.000 Steinplatten des örtlich vorkommenden Valser Quarzits sorgen für ein unvergessliches Erlebnis – warm wird wärmer und kalt wird kälter.

Die Therme Vals in der Schweiz von einem meiner Lieblingsarchitekten Peter Zumthor ( Pritzker Preis Gewinner 2009).
Übrigens, die Therme wurde 1996 eröffnet und altert  in Würde und bewahrt ihre Schönheit.

(Bild: Vals)