Bei einem Vortrag über Hoteldesign letztes Jahr berichten die Referenten über Überraschungsmomente für Gäste und wie sich Hotels mit Überraschungen das positive Erlebnis der Gäste sichern können. Ein Beispiel ist mir dabei deutlich in Erinnerung: In einem Hotel werden Mitarbeiter/innen angehalten, alleinreisende Gäste zu animieren und sie auch einzuladen, das lokale Nachtleben zu entdecken. Immer, wenn ich an diese Geschichte denke, zwingt sich mir der Gedanke der „Prostitution“ auf, obwohl es damit nichts zu tun haben sollte.
Der nächste Vortragende, ein Architekt, kommt wieder auf diese Geschichte zur sprechen und seine Meinung war einprägsam: Er hasst Überraschungen und nächtigt deswegen am liebsten in amerikanischen Ketten. Er weiß, was er dort bekommt, und muss nicht solchen „Avancen“ ausweichen.
Was steckt dahinter?
Love, Tender, Care kann auch zu viel werden. Alles mit Maß und Ziel! Gäste sind keine hilflosen Geschöpfe auf Reisen. Sie wollen selbstbestimmt, ohne die Zwänge des Alltagsleben unterwegs sein, daher möchten sie sich selbst entscheiden, ob, wann und mit wem sie in Kontakt treten. Das Angebot kann vorhanden sein, aber Mitarbeiter/innen, die auf einen zugehen und einen mitnehmen würden (von möchten ist hier nicht die Rede), kann für viele Menschen zu viel des Guten sein.
Ich glaube, dieses besagte Hotel wollte die Stärken von AirBnB, die Begegnung mit Einheimischen, kopieren, aber es ist halt eine Kopie. AirBnB hat Stärken und Schwächen, eine Stärke, die die Hotelbranche lange unterschätzt hat, ist der persönliche Kontakt, die „wahre“ Gastfreundschaft im Gegensatz zum professionalisierten Lächeln. „Touristen wollen einfach keine Touristen mehr sein. “Do it, as the locals would do it” heisst der neue Wunsch der Reisenden. Sie bevorzugen AirBnB und CarSharing statt Hotels und Mietautos. Sharing Economy betrifft alle Bereiche und Akteure im Tourismus.“ (Blog ÖW)
Durch die Technologisierung unseres Alltags möchten viele wieder vermehrt andere, neue Menschen treffen. Doch nicht alle Reisenden möchten in Kontakt treten. Manche Gäste wollen alleine mit sich unterwegs sein. Und mal ist AirBnB die Wahl und mal das Hotel.
Vorerst ist die Serie Love-Tender-Care abgeschlossen, aber weitere Geschichten werden bald folgen.
Bis bald,
Barbara Guger