Meine Lieblingsergebnisse hier nun kurz zusammengefasst:

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Das Hotel als Person

  • Das Hotel wird als Person wahrgenommen. Die Interviewpartner haben das Hotel immer vermenschlicht und zum Beispiel gesagt: „Das Hotel ist lieb, das Hotel darf nicht sterben“. Dieser Anthropomorphismus war in jedem Interview zugegen. Wenn man es auf eine philosophische Ebene hebt, kann man sagen, die Hoteliers sind die Eltern und das Hotel das Kind. Alles was die Hoteliers dem Kind Gutes tun, spüren die Gäste. Seien es weiße Wände ohne Kratzer, frische Blumen, brennende Kerzen. Alles das spüren die Gäste und fühlen sich wohler.

Der Hotelboden

  • In den Interviews hat auch jeder Interviewpartner über den Hotelboden gesprochen. Sobald der Gast den Boden betritt, hat er Sympathie oder Antipathie zum Hotel. Wie beim ersten Handschlag zwischen zwei Menschen. In einem weiteren Beitrag werde ich noch mehr über soziale Oberflächen schreiben, denn auch die Beschaffenheit des Bodens ist nicht unwesentlich.

Die Reiseentscheidung ein emotionaler Ritt

  • Die Reiseentscheidung ist ein emotionaler Ritt und wird gerade leider zu sehr auf Bewertungen aus dem Internet und die Leichtigkeit der Buchung reduziert. Dabei steckt viel mehr dahinter. Verreist eine Familie, bedeutet das, dass es immer Kompromisse zu verhandeln gibt. Nicht nur zwischen Erwachsenen und Ehepartner, sondern auch zwischen Kindern und Erwachsenen, Preis und Wünschen, Hotelsterne und Repräsentanz. Urlaub ist so unglaublich wichtig, es ist eine begrenzte Zeit – die kostbarste Zeit im Jahr – das Filetstück des Jahres. Deswegen möchte man diese Kostbarkeit absichern und nochmals absichern. Man will förmlich alle Störfaktoren ausschalten. Ich schreibe das bewusst so explizit, weil es immer als selbstverständlich genommen wird. Ein paar Zahlen verdeutlichen die Bedeutung. Für eine Hotelentscheidung werden im Schnitt neun Stunden im Internet verbracht und 52 verschiedene Seiten besucht. Man bucht fast nie ein Hotel, ohne auch noch auf die Hotelwebsite zu gehen. Bloß dabei bleibt es nicht, man sieht sich auch die Bewertungen auf TripAdvisor an und man geht auf Instagram Places um die Bilder der Nutzer zu checken. Was könnte mehr Aufschluss über die Qualität des Hotelaufenthalts geben als echte Bilder auf Instagram. In meinen Augen ist Instagram eine Suchmaschine, es geht zu allererst um Vertrauen und erst in Folge vielleicht ums Verkaufen.

Soziale Einbettung / Reisebiografie

  • Ein weiteres wichtiges Thema ist: Was sagt das Hotel über mich in meiner sozialen Einbettung aus? Was werden die anderen von mir denken, wenn ich mir so ein teures/günstiges Hotel leiste? Über Facebook/Instagram&co wird auch die Reisebiografie gläsern. Wer wusste vor zehn Jahren schon in welchem Hotel man wirklich abgestiegen ist. Jetzt ist es Teil der Reisebiografie und definiert mich auch als Mensch, ist quasi Ausdruck meiner Lebenswelt.

Individualität & Autonomie

  • Und hinzu kommt noch die Frage nach der Individualität und Autonomie? Wie viel Entertainment bietet das Hotel? Habe ich Stress, dass ich den Urlaub abarbeiten muss? Oder gibt es keine Angebote vor Ort und ich muss mich um alles selbst kümmern? Wie sie sehen und wahrscheinlich auch spüren können, ein sehr emotionaler Ritt in der Entscheidungsfindung.