Der Artikel „Qualitätsschere geht immer weiter auf“ ist zwar schon etwas älter (Feber 2011), hat aber noch nichts von sein Aktualität verloren.
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„Die Grenzen zwischen Low Budget und Luxus sind heute anders als noch vor einigen Jahren, meint Andreas Ridder, Managing Director bei CB Richard Ellis
Die Grenzen zwischen Low Budget und Luxus sind heute anders als noch vor einigen Jahren, meint Andreas Ridder, Managing Director bei CB Richard Ellis, im Gespräch mit Wojciech Czaja.
STANDARD: Es entsteht ein Luxushotel nach dem anderen. Wie hoch ist der Bedarf in einer Stadt wie Wien?
Ridder: Wien ist eine der begehrtesten Städte für Tourismus, vor allem auch für Kongresstourismus. Hinzu kommt der Umstand, dass sich die Grenzen zwischen Low Budget und High Class immer mehr verschieben. Viele Leute buchen einen Billigflug um 100 Euro und gönnen sich dafür dann eine Nacht in einem Luxushotel.
STANDARD: Die meisten Hotelinvestitionen 2010 kamen von Privatpersonen und Stiftungen. Was macht Wien für Investoren so attraktiv?
Ridder: Ja, 90 Prozent der Hotelinvestitionen letztes Jahr waren auf wohlhabende Personen und Familienstiftungen zurückzuführen. Österreich ist eben ein sehr sicherer Markt. Es geht langsam bergauf, aber dafür gibt es auch keine dramatischen Einbrüche. So gesehen sind Innenstadtimmobilien eine ziemlich deppensichere Anlage ohne große Renditeerwartungen. Die Kehrseite der Medaille: Für spekulative Investoren ist Wien zu langweilig.
STANDARD: In seiner letzten Presseaussendung prognostizierte CBRE einen Rückgang der Renditen für 2011. Warum?
Ridder: Wenn Renditen zurückgehen, dann bedeutet das, dass die Kaufpreise steigen. Da das Angebot im Luxussegment in Wien limitiert und noch lange nicht übersättigt ist, zieht der Markt wieder an. Das zeigt auch die Verdoppelung des Investmentvolumens im Bereich Hotels. 2009 waren es 100 Millionen, 2010 bereits 240 Millionen Euro.
STANDARD: Gebaut werden vor allem Low-Budget- und Luxus-Hotels. Was ist mit der Mittelklasse?
Ridder: Zara und H&M gehen gut, Gucci und Chanel gehen auch gut, dazwischen ist es schwierig. Das Gleiche trifft auch auf Hotels zu. Die Leute wollen entweder etwas erleben und sich bewusst zelebrieren oder aber kostengünstig übernachten. Die Qualitätsschere geht also immer weiter auf.
STANDARD: Welche Auswirkungen hat das auf die Wiener Hotellerie?
Ridder: Die Mittelklasseanbieter werden sich überlegen müssen, wie sie sich in Zukunft positionieren möchten. Unique Selling Propositions – Alleinstellungsmerkmale – werden immer wichtiger. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.2.2011)“