Gestern (21. März 2012) fand in den MyPlace Premium Apartments die Veranstaltung von Kohl und Partner zum Thema „Hotel und Tourismus in Wien – Endloses Wachstum“ statt.

Im Vorfeld dachte ich mir, dass sicherlich die Rede sein wird von einer überfüllten Innenstadt, Besucherströmen und Kapazitätsengpässen, einem unglaublichen Wachstum an Betten und den einfallenden Fünf-Sterne-Hotelketten sowie den niedrigen Durchschnittspreisen.

Der Saal war voll besetzt und das Podium mit Mag. Wolfgang Mitterberger (Head of Real Estate and Public Finance Raiff eisen Zentralbank Österreich), Georg B. Muzicant (Geschäftsführender Gesellschafter Colliers International Österreich), Mag. Michaela Reitterer (Landesvorsitzende ÖHV Wien und Eigentümerin des Botiquehotels Stadthalle) und Herrn L. (leider habe ich den Namen nicht verstanden), sowie Mag. (FH) Martin Schaffer (Kohl und Partner Wien) bestückt, Schirmherrschaft spendete der Standard mit der Moderatorin Bettina Stimeder.

Eigentlich und ein bisserl zu meiner Enttäuschung fokussierte sich das Gespräch auf die Fünf-Sterne-Kettenhotellerie mit den aktuellen Projekten in Wien und wie sich die Preise mit diesen Zugpferden entwickeln würden. Frau Reitterer sorgte sich als einzig über die Infrastruktur in Wien, den Öffnungszeiten der Museen, die 3. Landebahn und den geschlossenen Einkaufssonntag. Wie viele Touristen eine Stadt verträgt wurde leider nicht angesprochen. Nachdem ich aus diversen Gründen sehr oft im 1. Bezirk bin, ist diese Frage mir ein besonderes Anliegen, teilweise ist es wirklich schwer, voranzukommen und diese Massen können nicht einfach endlos wachsen. Zwar bin ich ein großer Fan des Wien Tourismus und den erfolgreichen Kampagnen, aber wohin sollen die ganzen Leute? Wir können sie doch nicht stappeln!

In Bezug auf die neuen Hotelprojekte wurde ein düsteres Bild gemalt, die Experten vermuten, dass die neuen Hotels den Großteil der Gäste abfischen und die eingesessenen Hotels sich entweder einer Verjüngungskur unterziehen müssen oder langfristig untergehen werden. Das Thema der Budget-Hotels lies die Diskussion a bisserl hitziger werden und dann standen die berühmten Wiener Beispiele* auch schon im Raum (25 Hours, Hotel Daniel und Motel One) und gleichzeitig die Frage, ob man mehr oder weniger Budgethotels bräuchte. Einigkeit herrschte in Bezug auf die Mitte, ohne klare Positionierung hat man es in Zukunft schwer. Und wie es mir scheint, richten sich die Experten auf Budget oder Luxus aus und in jeden Fall auf Hotelketten. Aber was ist mit der alten Faustregel, dass jeder Trend einen Gegentrend hervorbringt? Könnten nicht gerade mittelmäßige Hotels punkten? Kann ich nur noch zu Spezialisten gehen? Grundsätzlich teile ich diese Gedanken zur Spezialisierung, aber manchmal wird es einfach zu speziell. Unlängst wollte ich einfache Allzweck-Sportschuhe kaufen, aber die gibt es nicht mehr. Es gibt Tennisschuhe, Indoor-Schuhe, Trekking-Schuhe, sportliche Schuhe zum täglichen Gebrauch, aber nicht für Sport geeignet, Laufschuhe etc.  Was ich damit sagen möchte: Vielleicht sollte man die Augen offen halten, um eine neuen Markt zu erkennen. Nicht jede/r möchte Farbe bei einem Hotel bekennen, manchmal möchte man einfach in der Masse verschwinden.

Weiters fällt mir noch unser Urlaub in Argentinien ein, insbesondere die Hotellandschaft in Buenos Aires hat mich mehr als überrascht, dort gibt es nämlich mehr als 100 kleine Hotels (ev. könnte man sie als Boutiquehotels bezeichnen – auf die Diskussion was ein Boutiquehotel ist oder nicht, möchte ich mich nicht einlassen). Meist verfügen diese Hotels unter 20 Zimmer, sie sind schick und eigentlich setzen sie einen sehr hohen Preis durch. Ähnliches konnte ich bereits auch in Bangkok beobachten. Wieso gibt es kaum solche Objekte in Wien? Wahrscheinlich weil es für Investoren nicht reizvoll ist, aber ich denke für Gäste ist es sehr reizvoll. Ein klares Ergebnis meiner Dissertation war, dass Hotels auch nach Hotelgröße ausgesucht werden und kleine Hotels für TLC (Tender Love and Care) stehen.  Standardisierung – NEIN DANKE, ist es auch in Wien ein Trend?

Teilt jemand meine Ansichten?

Ein großen Dank gilt dem Veranstalter, Kohl & Partner.

*Die berühmten Wiener Beispiele (25 Hours, Hotel Daniel, Altstadt Vienna, Hollmann Beletage, Boutiquehotel Stadthalle) kommen bei jeder Diskussion über die Wiener Hotellandschaft, dabei sind das Vorzeigeprojekte und nicht repräsentativ für die Wiener Hotellerie. Es sind einfach wunderschön klar positionierte Hotels, die ihren eigenen Weg gehen, sie dürfen in ihrem Glanz stehen ohne sie immer wieder für  jeden Vergleich benützen zu müssen. Interessant ist übrigens bei diesen Projekten, dass  sie, abgesehen vom 25 hours, im eigentlichen Sinne keine Kettenhotels sind.