Hannes war letzte Woche in Budapest und lernte dank hotwire.com zwei gleiche und doch unterschiedliche Mittelklasse-Hotels kennen. Besonders interessant ist seine Analyse von der Hotellandschaft.

_||–_______ . _||–_______ ._||–_______ .

Berichte von der Hotelfront

Ich war von Freitag bis Sonntag in Budapest, freitags beruflich bis in die späten Nachtstunden und dann Samstag und Sonntag ein bisschen Tourist spielen. Das verlängerte Wochenende in Österreich und Süddeutschland zeigte bereits vorab Wirkung bei den Hotelpreisen – gegenüber dem Wochenende davor zum Teil 30% bis 40% höhere Preise.

Ein Kollege im Büro hat daher dann vorgeschlagen mal hotwire.com auszuprobieren – siehe da, die Preise waren ziemlich okay man weiß bloß nicht, in welchem Hotel man landen wird. Es können nur Bezirk und Kategorie ausgewählt werden, als weitere Information gibt es Bewertungen und Benchmarks – vergleichbare Hotels vor allem von großen Ketten. Und da Freitag auf die Firma ging und Samstag aufs eigene Konto brauchte es getrennte Rechnungen – und damit getrennte Buchungen. Also zwei Hotels in zwei Tagen, ein Bericht von den Überraschungen.

NH Hotel Budapest

Was soll man dazu sagen? Ein schmuckloses und formloses Stück Beton mit acht Stockwerken, langweiliges Zimmer mit Blick auf den Innenhof, noch immer ziemlich dunkel im siebten Stock weil überdacht – im Innenhof ist die Lobby. Man hört die Betrunkenen um drei Uhr morgens, wenn sie nach Hause kommen, es hallt schön. Das Personal an der Rezeption freundlich, kompetent und bemüht, das Personal beim Standardfrühstück dann weniger kompetent aber zumindest sehr nett.

nh hotel budapest

K&K Hotel Opera

Das K&K Hotel Opera war wesentlich schöner anzuschauen beim Betreten der Lobby, das Personal kompetent und manchmal bemüht. Beim Betreten des Zimmers war es schon wieder vorbei mit dem schön bzw. war es gleich wieder langweilig. Das Frühstück ebenso wieder fad, sehr positiv war das Internet – ging zwar nicht überall empfangsmäßig mit verschiedenen Geräten aber war sehr flott. Sehr gut um sich dann spätabends noch einen Film über iTunes reinzuziehen statt auf dem Minifernseher von Kanal zu Kanal zu springen, bis es reicht.

Sehr positiv hervorgehoben sei die Lage – gleich bei der Oper, also 50 m, 10 Minuten zu Fuß ins Zentrum, 5 Minuten in die Seitenstraßen südöstlich mit vielen netten Lokalen und Geschäften und eine U-Bahn-Station heißt auch so.

Bei der Zugfahrt nach Wien habe ich begonnen das hier zu tippen und der fahle Nachgeschmack, der sich bereits in Budapest eingestellt hat, wurde stärker: Mich interessieren diese Hotels einfach nicht mehr, weil die Leistung einfach nicht passt und der dafür verlangte Preis noch weniger, aber es geht nicht ganz ums klassische Preisleistungsverhältnis.

1. Wenn man das Hotel nur als Platz zum Übernachten betrachtet dann passen diese schon ganz gut nur sind die Preise dafür ziemlich hoch, weil es ja so toll ist. Das Frühstück war zwar mit € 10,- günstig für Hotels, in Budapest kann ich jedoch sicher in Kaffees sehr viel besser und netter frühstücken um das Geld. Vor allem ohne Standardlangweilbuffet.

2. Betrachtet man das Hotel als Platz, an dem man für einen kurzen Zeitraum lebt, so sind Hotels dieser Art völlig falsch am Platz – wer will in dieser Ödnis denn schon bleiben in wachem Zustand?

Die bestechendste Alternative zum Leben im Hotel ist das Leben in einem AirBnB – Leben pur. Das Preisleistungsverhältnis stimmt fast immer, man muss sich immer entweder für mehr Leistung oder weniger Geld entscheiden, bloß San Francisco scheint im Sommer die Ausnahme zu sein – es kostet immer, wie ich gerade feststelle. Aber da wollen wir Hotels erst recht nicht in Betracht ziehen, weil es schnell schwindelerregend wird.

Hotels, in denen zumindest ich leben mag, gibt es sehr wohl. Mir fällt da immer wieder das A-Loft ein, dessen Zimmer einfach so brilliant durchdacht sind, dass es immer wieder eine Freude ist, diese zu betreten. Mir fällt da auch das Hotel Daniel in Wien ein, dessen Zimmer ich noch nie betreten habe und vielleicht auch nicht mag. Ich bin jedoch öfters „Gast“ in der Lobby-Café-Restaurant-Bar Kombination mit Sonnendeck. Und kann mir vorstellen dort gerne auch Hotelgast zu sein, die Grenze zwischen Hotel und Stadt verschwimmt, eine Grenze, die so oft sehr streng gezogen ist. In welcher Hotellobby, in welchem Hotelrestaurant treffen sich die Bewohner einer Stadt, ohne zu merken, dass es ein Hotel ist, ohne das Gefühl zu haben in einem Hotel zu sein? Davon gibt es wenige aber ich denke das ist sehr sympathisch, das Leben der Stadt dringt in das Hotel ein und macht es damit zum Lebensraum für den zufällig anwesenden Gast aus einer fremden Stadt. Nur am Rande angemerkt, im Wiesler in Graz war es echt fein.

Zu guter Letzt gibt es wohl noch die Kategorie Erlebnis und darunter fallen jetzt Super-High-End Luxus, Designhotels und weitere spezielle Konzepte – dort wird weder Leben noch Übernachtung verkauft, sondern reines Erlebnis. Die Menschen, die sich für diese Erlebnisse interessieren, geben dann gerne viel Geld aus.

Das Problem von Hotels wie NH ist mittelfristig das sie weder für Leben noch Erlebnis eine brauchbare Leistung anbieten – Stuck in the Middle. Am Ende geht es da nur um den Preis und bei dem werden sie von den neuen Ketten wie Motel One brutal überrollt werden, da bleibt nichts über außer Geschäftsreisende und Busse. Und selbst als Geschäftsreisender habe ich die Orte satt an denen es kein Leben gibt, geschweige davon, dass ich da dann auch noch am Wochenende bleiben möchte.

Liebe Grüße,

Hannes